3 Fragen an Thomas Posth

Was kann klassische Musik heute? Das Orchester im Treppenhaus arbeitet seit 2006 an einem erweiterten Konzertbegriff und untersucht die Grenzen der Live-Situation Konzert. Wir haben Thomas Posth, Gründer und Künstlerischer Leiter des Orchesters, 3 Fragen gestellt – zur Essenz der Klassik, neuen Orchesterformen und das Prozesshafte in der Musik.

Wie sollte Musik für dich sein? Was ist die Essenz?

Für mich ist Musik Kommunikation, Berührung und Entrückung. Wenn sich in einem Konzert ein dichtes Netz an direkter Kommunikation in das Ensemble und über das ganze Publikum legt, und in diesem Netz eine gemeinsame Erfahrung von tiefen Emotionen und Entführung aus dem Hier und Jetzt gemacht wird, bin ich ganz dicht an meiner Essenz von Musik. 

Was für neue Orchesterformen brauchen wir?

Ach, es wäre doch toll wenn es einfach ganz unterschiedliche Herangehensweisen gäbe. Das klassische Sinfoniekonzert im Konzertsaal macht ja total Sinn, aber kann ja sicherlich nicht die einzige Möglichkeit sein, um heute klassische Musik live zu erleben. Glücklicherweise tut sich da ja jetzt endlich was. 

Partitur oder Prozess - Wie entstehen Eure Stücke? 

Wir weben unsere Konzerte meist aus ziemlich vielen verschiedenen Bestandteilen zusammen. Da beeinflusst sich alles gegenseitig, die Musik, der Raum, die Story, Improvisationen, Performance… Alles wird eingesetzt, um die gespielte Musik, die dann meist allein steht, so intensiv wie möglich wirken zu lassen. Außerdem denken wir von Anfang an ganz selbstverständlich das Publikum mit, das für uns nicht nachgeordnet und rein rezeptiv ist sondern auf vielerlei Weise Teil der gemeinschaftlich erfahrenen Erlebnisse sein soll.