#freeschubert
Wie klingt Franz Schuberts Posaunenfarbe? Wieso kommt der Hörer durch einen einzigen Hornton in "Partylaune" und was wusste Schubert vom Swing? 24 genreübergreifende Musiker, die das Erbe klassischer Komposition ebenso schätzen wie die freie Improvisation, begeben sich gemeinsam auf die gewagte Reise, Schuberts Große C-Dur-Sinfonie zu analysieren und mit eigenen Ideen ins Heute zu übersetzen.
„Wie ein dicker Roman mit vier Bändern“, beschreibt Robert Schumann die Sinfonie, der selbst ein großer Fan von Franz Schubert ist. Was Schubert in 60 Minuten Musik unterbringt, wie er spätere Komponisten beeinflusst und wie die Sinfonie heute erklingt, ergründen die Musiker in ihrer Neuinterpretation und Rekomposition.
Masse und Individuum als Thema des 1.Satzes. Das ganze Orchester präsentiert sich auf der Bühne, bis sich die versteckte Klarinette aus dem Publikum dazu äußert. Ein großes Aufbäumen! Jeder so laut er kann! 4 Individuen gegenüber einer großen Masse. Was bleibt ist der Mensch und ein Schubert Choral, der gesungen vom ganzen Orchester erklingt.
Die Revolution mit dem Posaunisten steht vor der Tür. So der 1.Satz. Im 2.Satz wird von einer fernen Welt erzählt, der hauchige Jazz-Trompeten Klang, verwoben mit hohen Gesangs-Klängen der Jazz-Sängerin an der Oboe machen neue Welten auf, bis sich 5 Bands im ganzen Raum verstecken und von verschiedenen Universen sprechen.
Doch ist es das, was wir wollen? Trennung? Abspalten? Nein! Zusammen führen Sie eine musikalische Rede im unisono, wodurch Sie das erklären. Oben Tanzen die Leute, während der Keller brennt. Nun geht es zur Sache, ob Polka, Techno oder Funk: es brodelt! Zur guter letzt leuchtet doch wieder Original Schubert durch die finsteren Kicks der Bassdrum. Geht es gut aus? Wir wissen es nicht…
Die Musiker gehen auf Wanderschaft in der Klanglandschaft, die Schuberts Symphonie umschließt. Mal geht es um einen Disput zwischen Tutti und Soli, mal um ein wildes Durchmiteinander, manche schweifen frei ab in Jazz, vielleicht auch Klezmer...immer wieder finden die Musiker sich dunkeltönend vollblütig bei Schubert, in neuem Licht und herrlicher Schönheit. Manches ist verstiegen, alles ist großartig.
Das Konzept geht auf. Das Stegreiforchester hat sich eine spannende Nische im Experimentierflügel des Konzertbetriebs eingerichtet. Die Musiker spielen nicht nach Noten, ohne Dirigenten, und sie tragen keine Fräcke.
Credits
Künstlerische Leitung: Juri de Marco
Regie: Theresa von Halle
Dramaturgie: Viola Schmitzer
Produktionsleitung: Clemens Seemann