#doublespace: Scenic Sound Organisms

Ein Spiel mit der Wahrnehmung realer und virtueller Raumdimensionen. Die zwei Musikerinnen von INTERSTELLAR 2 2 7 als Weltenbauerinnen. Extraterrestrische Wesen mit besonderen Fähigkeiten und eigenen Codes, Zurückkömmlinge in Mission. Mit ungewöhnlichen Klängen bringen sie die neugeschaffenen Räume als Scenic Sound Organisms zum leuchten.

Ein Großteil unseres Lebens spielt sich im digitalen Raum ab. Unsere Kultur findet in unterschiedlichen Formen Ausdruck in sozialen Netzwerken, bei Streaming-Diensten und auf Video- und Musikkanälen. Das ist für die beiden Live-Performerinnen Barbara Schachtner und Dorrit Bauerecker Anreiz für künstlerische Projekte, in denen die analoge und die digitale Welt zueinander finden, sich befruchten, spiegeln und in Verbindung sind. In ihrem Programm #doublespace inszenieren die beiden Musikerinnen gemeinsam mit einem vierköpfigen Künstlerteam einen Klangorganismus, der reellen und virtuellen Sound verschmelzen lässt und Raum für extraterrestrische Erlebnisse schafft. Durch ein raffiniertes Zusammenspiel von Bühne, Kostüm, Performance und Medienkunst entsteht eine mehrschichtige Szenerie, in der Barbara Schachtner und Dorrit Bauerecker wie zwei Weltenbauerinnen agieren und neue Horizonte aufmachen. Der experimentelle Medienkünstler Wolfram Lakaszus hat für #doublespace spezielle Sensoren entwickelt, die das analoge Geschehen auf der Bühne mit digitalen Musikdateien zusammenbringen.

Darüber hinaus bedient sich das Duo INTERSTELLAR 2 2 7 eines umfangreichen Instrumentariums, das mit diversen Tasten- und Stimm-Registern aufwartet und auch die am Körper angebrachten Sensoren einschließt. In einer fantasiereichen Gesamtperformance setzen die Musikerinnen Impulse und bringen Aspekte unseres Daseins auf kunstvoll-spielerische Weise zusammen. Der Bühnenbildner Norbert van Ackeren trägt zu einer mehrdimensionalen Szene bei, in der scheinbar unauffällig Verbindungen entstehen. Die von Sophia Spies kreierten außerirdisch anmutenden Kostüme verleihen den Darstellerinnen zusätzliche Energie und das dramaturgische Konzept von Choreographin Sabine Seume rundet die kongeniale Kooperation des Ensembles ab. Verbündete in der fiktiven Welt von INTERSTELLAR 2 2 7 sind die Komponistin Christina C. Messner, die in ihren Werken gern Verknüpfungen zwischen Musik, Sprache und Bild schafft sowie der Komponist Roman Pfeifer, dessen Arbeiten zwischen instrumentalem Theater und Tanzperformance mäandern. Das künstlerische Team von #doublespace bringt neu geschaffene Räume zum Leuchten und lädt das Publikum zu einer ungewöhnlichen musikalischen Reise in den Weltraum ein.

Trailer

Besetzung

INTERSTELLAR 2 2 7

Barbara Schachtner: Gesang, Stimme, Sensoren, Performance

Dorrit Bauerecker: Klavier, Akkordeon, Toypiano, Sensoren, Performance

 

INTERSTELLAR 2 2 7: Künstlerische Leitung und Ausführung 

Monika M. Kozaczka: Produktionsleitung

Wolfram Lakaszus: Technische Leitung / Entwicklung des Sensorsystems

Sabine Seume: Dramaturgie / Choreographie

Norbert van Ackeren: Szenographie

Sophia Spies: Kostüm

Chikashi Miyama: C# Programmierung

J. A. Garavaglia / C. Robles: Programmierung und Klangeffekte 

Ronald Schwandt: Klangregie

Roman Sroka: Lichtdesign

 

AUFTRAGSKOMPOSITIONEN

Christina C. Messner, Roman Pfeifer

Credits

#doublespace wird gefördert von: NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Ministerium für Kultur und WissenschaC des Landes Nordrhein-WesEalen, KunstsFCung NRW, Kultursekretariat Wuppertal, Kulturamt der Stadt Köln, Künstler-Union-Köln (KUK)

 

INTERSTELLAR 2 2 7 ist so mutig, neu, konsequent, leidenschaftlich, anders.

Jens Schönlau
 

Musikalisches Programm

Christina C. Messner (*1969): fake blue’s für 2 Spielerinnen, 2019/UA
Text nach einem Blues von Howlin’ Wolf

Roman Pfeifer (*1976): Voder Study für Stimme, Toy Piano & Keyboard, 2019/UA

Agatha Zubel (*1978): Unisono II für Stimme, Akkordeon und Computer, 2003 

Harald Münz (*1965): parkfiguren - lyrisches Moment mit einem deutsch-sorbischen Text von Róža Domašcyna für eine Sprech- und eine Singstimme, 1996

Alban Berg (1885-1935): Liebesode für Gesang und Klavier, 1907
Text von Otto Erich Hartleben

Johannes Brahms (1833-1897): Über die Heide für Gesang und Klavier, 1882
Text von Theodor Storm

weitere Texte & Zitate von Oswald Egger, Eugen Gomringer, Donna Haraway, Maryl Strathern, Walt Whitman

Bisherige und kommende Aufführungen

Köln / Alte Feuerwache (Premiere), 11.Oktober 2019

Köln / Alte Feuerwache, 12.Oktober 2019

Bonn / Theater im Ballsaal,18.Februar 2020

Es braucht Menschen, die den Raum sprengen und ihn gleich einfach mal um einen zweiten erweitern. Ich liebe es, Menschen zu sehen und zu erleben, die den Blick nach vorne richten. Die Weg bahnen und bereiten für Neues, die Türen öffnen im Hören und Denken.

fiftyfiftyblog
 

Nachgefragt

Welche besonderen gestalterischen Mittel wurden eingesetzt und warum? Welches dramaturgische/szenische Konzept wurde verfolgt?

#doublespace ist in engem Austausch mit Künstlern aus verschiedenen Gewerken entstanden, insbesondere mit Wolfram Lakaszus (Entwicklung des Sensorsystems), Sabine Seume (Choreographie/Dramaturgie), Norbert van Ackeren (Szenographie) und Sophia Spies (Kostüme). Das Bühnenprogramm beinhaltet außerdem zwei Auftragswerke  der Kölner Komponisten Roman Pfeifer und Christina C., die wir bei der Entwicklung des Programms relativ frühzeitig mit einbezogen haben. Für beide ist die Verbindung von Klang, instrumentaler Geste, Bewegung, Stimme, Licht und Raum ein wesentlicher kompositorischer Bestandteil.

Eine Grundidee für uns als Performerinnen ist das Weltenbauen als extraterrestrische Wesen. Mit unterschiedlichen Masken schaffen wir im Verlauf des Programms unterschiedliche Atmosphären und Verhaltenssituationen. Gestalterisch gehören zu uns als Weltenbauerinnen Elemente wie das Spinnen von Fäden durch den gesamten Bühnenraum. Ein ausgeklügeltes Tischsystem auf Rollen sowie ein kabelloses Setting der gesamten Technik lassen es zu, verschiedene Spiel- und Raumkonstellationen aufzubauen. Akustische Welten werden u.a. durch den Einsatz eines 4-Kanal-Systems geschaffen. 

#doublespace spielt auf die vielen verschiedenen Wirklichkeiten an, in denen wir uns als moderner Mensch zu Teilen gleichzeitig bewegen bzw. kommunizieren. Mit dem Projekt greifen wir gesellschaftsrelevante Perspektiven und Themenimpulse von außen auf. So entsteht ein Netzwerk, dass urbane Lebenswirklichkeiten abbildet und dem Publikum absurde und normale Realitäten zuspielt.

Beschreibt den künstlerischen und kreativen Entstehungsprozess.

Seit einigen Jahren beschäftigt uns die Frage, welche Korrelationen zwischen dem digitalen und dem analogen Raum auf künstlerischer Ebene möglich sind. Mit dem Social Media Projekt #at227pm haben wir uns der Frage genähert, inwieweit die sozialen Medien eine digitale Bühne sein können. Mit Video- und Fotobeiträgen unserer Follower auf Facebook, Twitter und Instagram sind daraus vier INTERSTELLAGEN im Sinne des Social Composing entstanden. 

Projektidee für #doublespace war es dann, zwei Räume zu denken, die sich gegenseitig Impuls sein können: Der digital-virtuelle Raum und der analoge Raum. Ausgestattet mit einem Sensorsystem an Leib und Instrument, war angedacht, dass wir mit Kompositionen und Improvisationen Impulse in den digitalen Raum einspeisen und diesen dadurch manipulieren. Wolfram Lakaszus entwickelte ein Sensorsystem, das aus den rohen Messdaten von Klang und Bewegung sinnvoll kontrollierbare Steuersignale für den digital-virtuellen Raum generiert. Im Laufe des Probenprozeßes zeigte sich die Komplexität dieser Idee, vor allem in Bezug auf die technische Umsetzung des digital-virtuellen Raumes. Diese Herausforderungen verlangten von uns im Probenablauf große Flexibilität. So brauchten bestimmte technische Prozesse viel mehr Zeit als geplant, was wiederum auch die Zeitabläufe und die inhaltliche Arbeit der Komponisten für die Auftragswerke beeinflußte. Das Hinzukommen der künstlerischen Gewerke wie Dramaturgie, Choreographie, Bühnenbild und Kostüm in der letzten Projektphase unterfütterte unsere kreative Arbeit inhaltlich und war für uns essentiell, um in das Thema der Weltenbauerinnen einsteigen zu können. 

Welche Erfahrungen in Bezug auf dieses Projekt könnt Ihr mit anderen teilen? Was war positiv, was war negativ? Was hat funktioniert, was nicht?

Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gewerken war sehr befruchtend. Dadurch, dass wir mit allen schon im Vorhinein intensiv das Gespräch gesucht haben, entwickelte sich ein sehr gutes Miteinander und gemeinsames Hinarbeiten auf und identifizieren mit dem Projekt #doublespace.

Wir haben für die Produktion eine Projektleiterin mit ins Team geholt. Ihre Fähigkeit, den Überblick über alle Gewerke und deren Zeitabläufe zu haben, war uns allen gold wert. Sie hat zudem unzählige organisatorische Aufgaben übernommen, vom Abschließen der Veranstaltungsversicherung bis hin zum Catering während der Endprobenphase.

Die Proberaumsituation in Köln stellte für diese räumlich und technisch umfangreiche Produktion eine Herausforderung dar. Proberäume mit entsprechender Größe und zu erschwinglichen Konditionen stehen der Freien Szene nicht zur Verfügung. 

Das ungewöhnliche Format unseres Bühnenprogramms stellt einige Journalisten vor Schwierigkeiten. Von unserer Pressefrau erfuhren wir, dass es für einige zu speziell sei, um es irgendwo unterzubringen.

Welche Parameter haben Euch eingeschränkt, was die größte Herausforderung? Wie seid ihr damit umgegangen?

Die Sensibilität der Technik in diesem Bühnenprogramm erwies und erweist sich als große Herausforderung. Die Proben verlaufen oft anders als geplant. Das hat uns in der musikalischen Arbeit schon oft eingeschränkt. Trotzdem war es wichtig, die Ruhe zu bewahren.

Die zu kleinen Proberäume für die große Produktion haben die Arbeit in vielen Teilen anstrengender gemacht. Unsere Erfahrung als eingespieltes Duo kommt uns hier sehr zugute; sich die Dinge vorstellen zu können und die Flexibilität, sich auf neue Raumsituationen einstellen zu können.

Was habt Ihr persönlich aus diesem Projekt gelernt?

Selbständigkeit in den einzelnen Gewerken ist extrem wichtig. Es war von Vorteil, dass wir mit einigen aus dem Team in anderen Projekten schon früher zusammen gearbeitet haben. 

Wir haben viel über Antragsstellungen, Kosten-und Finanzierungspläne gelernt. Das Projekt war auf mehreren Ebenen umfangreich, u.a. durch die Größe des Teams und die Entwicklung des Sensorsystems. Die Finanzierung, mit der wir ca. 1 1/2 Jahre beschäftigt waren, ist dementsprechend aufwendig gewesen.