BachPoetry

Kaum ein klassisches Werk ist heute so bekannt, wie die sechs Suiten für Violoncello Solo von J.S. Bach. Alle Suiten in Folge aufzuführen, ist nicht neu. Alle Suiten durch einen Poetry Slammer textsprachlich zu übersetzen dagegen schon.
Akteure und Orte
Künstler
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Publikum
Raum

6 Solosuiten, 12 CellistInnen, 1 Poetry Slammer

Kaum ein klassisches Werk ist heute so bekannt, wie die sechs Suiten für Violoncello Solo von J.S. Bach. Alle Suiten in Folge aufzuführen, ist nicht neu. Alle Suiten durch einen Poetry Slammer textsprachlich zu übersetzen dagegen schon. Und wenn diese Texte und die 36 Tanzsätze dann szenisch durch 12 CellistInnen und einen Poetry Slammer zur Aufführung gebracht werden, dann ist das etwas, was man zuvor in dieser Form nicht hatte. Timo Brunke - einer der Gründer der europäischen Poetry-Slam-Szene hatte 2018 während der Dauer von sechs Stunden diese einzigartige Aufführung gemeinsam mit 12 jungen TONALi-CellistInnen im Hamburger TONALi SAAL realisiert.

 

Sechs Stunden Bach. Atemlos in der Elbphilharmonie.

Hamburger Abendblatt
 

Musikalisches Programm

J.S. Bach, Cello Solosuiten (BWV 1007–1012) / Timo Brunke, 1972

Besetzung

Timo Brunke, PoetrySlamer / Sebastian Fritsch, Cello / Ivan Skanavi, Cello, Yoel Blido, Cello / Annabel Hauk, Cello / Svenja Schmidt, Cello / Marina Martins, Cello / Manuel Lipstein, Cello / Bryan Cheng, Cello / Oliwia Meiser, Cello / Nina Behrens, Cello / Nina Cromm / Anna Olivia Farias

 

Nachgefragt

Welche besonderen gestalterischen Mittel wurden eingesetzt und warum? Welches dramaturgische/szenische Konzept wurde verfolgt?

Die 6 Cello-Solosuiten von J.S.Bach wurden in 3 x 2 Suiten aufgeteilt. Jeweils vier CellistInnen haben sich zwei Suiten aufgeteilt, sodass jeder Musiker eine halbe Suite interpretierte. Der szenische Aufbau war so gestaltet, dass jede Gruppe den Raum wieder neu einrichtete. Insbesondere wurden die Stühle mal wild im Raum verteilt, mal streng in diagonalen Reihen geordnet, mal gestapelt. Als weiteres Mittel kam eine komplexe Lichtregie hinzu, die den dramaturgischen Faden kunstvoll verstärkte. Auch war eine einfache Bauleiter im Einsatz, von der herab der Poetry Slammer sprach, oder die als variable Requisite in einem sich ständig verändernden Raum benutzt wurde. Das Publikum war in ständiger Bewegung. Mal saß es auf dem Boden, mal lehnte es an der Wand, mal suchte es sich einen Stuhl - oder veränderte seinen Platz.

Beschreibt den künstlerischen und kreativen Entstehungsprozess.

Die Idee, alle Cello-Solosuiten für PoetrySlam texten zu lassen, kam uns, nachdem wir bereits ein vergleichbares Projekt mit den Kinderszenen von Robert Schumann und PoetrySlam ein Jahr zuvor realisiert hatten.

Welche Erfahrungen in Bezug auf dieses Projekt könnt Ihr mit anderen teilen? Was war positiv, was war negativ? Was hat funktioniert, was nicht?

Das berühmteste, vielleicht schon abgedroschene Repertoire gewinnt an neuer Größe, sofern es sich interdisziplinär mit einer neuen Kunstform (z.B. PoetrySlam) verbindet. Hier steckt ein enormes Potential in der Neuinterpretation berühmter Zyklen, Werke und Stücke.

Was habt Ihr persönlich aus diesem Projekt gelernt? 

Das es gelingen kann, einen 6 stündigen Großbogen über ein nicht einfach aufzufassendes Werk wie die Cello-Solosuiten von J.S. Bach zu spannen, der durch die kunstvolle Involvierung eines Poetry Slammers zum durchgängigen Ritual wurde.

Welche Parameter haben Euch eingeschränkt, was die größte Herausforderung? Wie seid ihr damit umgegangen?

Die größte Herausforderung war es, die Musiker selber zur Mitgestaltung des szenischen Ablaufes zu motivieren, diese in ein räumliches Vorstellungsvermögen zu bringen.

 

Förderer