Im Zuge des allgemeinen Kulturwandels, der Digitalisierung, einer erhöhten Freizeitkonkurrenz in einer erlebnisorientierten Gesellschaft hat das klassische Musikereignis insgesamt als ästhetische und als soziale Institution an Relevanz verloren. Wohin geht die Klassik, die die Tradition ja schon im Namen trägt? Was ist ihre Zukunft?
Was sind die Dimensionen musikalischen Mutes? Kann Musik ohne Mut trotzdem Kunst sein? Musik hängt implizit oder explizit sehr oft an mutigen Handlungen. Die Musikgeschichte ist voller Beispiele dafür – und jetzt stellt sich dringend die Frage, was Mut für unser Musikschaffen heute, in Zeiten des Unmutes, bedeutet.
Das klassische Konzert braucht Veränderung, weil es ein neues Publikum braucht. So viel ist klar. Unklar ist, welche Wege und Möglichkeiten es für Veränderungen gibt.
Es geht nicht um »neue Formen« versus »traditionelle Konzerte«, sondern um möglichst vielfältige Angebote für ein vielfältiger werdendes Publikum mit unterschiedlichen Bedürfnissen.
Der Regisseur des modernen Regietheaters hat Aktualisierung und Deutung zum Prinzip seiner Inszenierungen erhoben. Der Kurator tritt als Interpret und künstlerischer Forscher im Ausstellungsbereich auf. Doch in der Musik hat eine Normierung und Ritualisierung des Konzertformats eine Weiterentwicklung seit dem 19. Jahrhundert weitgehend verhindert.
Die ‚Heiligsprechung’ des Werkes im 19. Jahrhunderts im Zuge der philosophischen Ästhetik hat zu einer zunehmenden Distanzierung zwischen Bühnengeschehen und Publikum geführt. Wie lässt sich die daraus gewachsene Selbstreferentialität des Konzerts aufbrechen, um neue Anknüpfungspunkte und Identifikation für ein neues Publikum zu schaffen?
In Hinblick auf ein zunehmend multi-optionales und erlebnisorientiertes Kultursystem wird die Entscheidung eines potentiellen Konzertbesuchers heute nicht mehr nur zwischen Konzert, Oper oder Theater getroffen: Kino, Club sowie „der Italiener um die Ecke“ konkurrieren mit dem Abendkonzert.