Mythos Seidenstraße

Um das Jahr 200 v. Chr. wurden bereits bestehende Handelsrouten von China in den Mittelmeerraum miteinander verbunden. Sie gingen unter dem Namen „Seidenstraße“ in die Geschichte ein. Doch wie sah das Leben aus, wenn man entlang der Seidenstraße unterwegs war?

Die Händler legten die 6.400 km, die es auf dem Weg nach Europa zu überwinden galt, nicht komplett zurück – sie waren als Zwischenhändler auf Abschnitten unterwegs. Die Bewältigung der gesamten Strecke hätte damals mehr als zwei Jahre gedauert. Neben dem namengebenden Stoff wurden Gewürze und Porzellan transportiert. Die Chinesen erwarben dafür Pferde, Wolle und Sklaven aus dem Westen. Es fand ein Austausch der Kulturen statt, auch Missionare waren auf der Seidenstraße unterwegs. So breiteten sich der Buddhismus und das Christentum in Asien aus.

 

Doch wie sah das Leben aus, wenn man entlang der Seidenstraße unterwegs war? Auf den islamisch geprägten Abschnitten kehrten die Händler abends in „Karawanserei“ genannte Unterkünfte ein. In den chinesischen Wüsten kampierten sie in Oasen. Es wurde gemeinsam Musik gemacht und ihre jeweiligen Instrumente breiteten sich entlang der gesamten Seidenstraße aus, wurden nachgebaut und weiterentwickelt.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass sie nicht nur miteinander Musik machten. Ihre jeweiligen Instrumente breiteten sich entlang der gesamten Seidenstraße aus, wurden nachgebaut und weiterentwickelt. Beispielsweise die chinesische Guqin, die zur Familie der Zitherinstrumente gehört, kann auf eine Geschichte von mindestens dreitausend Jahren zurückblicken und war im asiatischen Raum weit verbreitet.

 

Dass die Seidenstraße ab dem 15. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung verlor lag vermutlich an der Entdeckung der Seewege. Heute hingegen hat die historische Handelsroute durch das chinesische Infrastrukturprojekt „One belt, one Road“wieder eine große Bedeutung für Politik und Handel. Allein in den letzten fünf Jahren wurden 200 Milliarden Dollar in 2.600 verschiedene Bauprojekte investiert.

Durch das chinesische Mega-Infrastrukturprojekt “One Belt – One Road” ist die seit dem 15. Jahrhundert sukzessive aufgegebene Handelsroute seit einigen Jahren wieder von großer Bedeutung für Geopolitik und Welthandel. Die traditionelle Route auf dem Festland wurde dabei auf den Pazifik ausgeweitet. Allein in den letzten fünf Jahren flossen 200 Milliarden Dollar in 2.600 verschiedene Bauprojekte in insgesamt 139 Ländern.

Zu ihrer Blütezeit war der Handel auf der Seidenstraße nicht nur ein Austausch kostbarer Güter wie Seide, Gewürze und Porzellan. Er bedingte auch den Austausch von Kulturen und Weltanschauungen. Die Reiseherbergen der Händler - sogenannte Karawanserei - waren Begegnungsorte für Geselligkeit. Das gemeinsame Musizieren und der Transfer vom Wissen um uralte Instrumente ist ein Zeugnis dieser Zeit. 

 

Autor: Wolfgang Wagner