Es gibt kaum einen Bereich in unserer Gesellschaft, der seit dem 19. Jahrhundert so wenig Veränderung erfahren hat wie das „klassische“ Konzert. Folkert Uhde, Konzertdesigner und Mitgründer des radialsystem, fordert daher neue zeitgemäße Wege, die Aufführung von Musik in Beziehung zu alltäglichen Erfahrungen zu setzen.
Wir betreten mit jedem Werk ein fremdes Land. Und so ist das Konzert an sich auch nur eine Interpretation, so wie die Musik selbst von unseren Musiker*innen und dann wiederum von unseren Hörer*innen decodiert wird. Wir wollen Konzerte als Musikräume schaffen, in denen das „große Ganze“, aus dem heraus Kunst entsteht, emotional erlebbar und nicht nur „ausgestellt“ wird.
Ob Bach, Beethoven oder Brahms, – sie alle waren zu Lebzeiten zeitgenössische Komponisten, die mit der größten Selbstverständlichkeit von ihren Zeitgenossen aufgeführt, rezipiert und diskutiert wurden. Das, was heute als Klassische Musik bekannt ist, war einst die neuste und populäre Musik.
In Hinblick auf ein zunehmend multi-optionales und erlebnisorientiertes Kultursystem wird die Entscheidung eines potentiellen Konzertbesuchers heute nicht mehr nur zwischen Konzert, Oper oder Theater getroffen: Kino, Club sowie „der Italiener um die Ecke“ konkurrieren mit dem Abendkonzert.